Ärger über Sportplatz-Ring-Tausch
Eimsbütteler Sportvereine fühlen sich ausgedribbelt: Sportplatz-Tausch zugunsten des FC St. Pauli sorgt für Ärger. ETV, TSV, Stealers, Knights, Falke betroffen.
Von Christian LitzEs ging wohl zu schnell: Fünf Sportvereine haben sich beim Bezirksamt Eimsbüttel und beim Senat Hamburgs beklagt. Sie seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden als Ende Januar Behörden einen großen Ringtausch von Sportplätzen ankündigten. Damit wird möglich gemacht, dass das Trainingsgelände des FC St. Pauli an der Kollaustraße werden kann.
Große Opfer für den FC St. Pauli
Die Hamburg Stealers fürchten jetzt um ihre Lizenz für die Baseball-Bundesliga. Sie würden quasi geopfert, damit der FC St. Pauli die DFB-Auflagen erfüllen kann. Auf ihrer Website schreiben die Stealers, sie hätten „große und berechtigte Sorgen“ bereits im kommenden Jahr keine Lizenz mehr zu erhalten.
„Grund dafür sind die vor rund zwei Wochen von der Hansestadt Hamburg und dem FC St. Pauli veröffentlichten Ausbaupläne des Trainingszentrums in Niendorf.“ Die Pläne, eine „Ideallösung“ für den FC St. Pauli, so die Stealers, sehen eine Übernahme der bestehenden Baseball-Anlage vor. Die Stealers müssten umziehen.
Vereine: „Alibikommunikation“
„Sehr überraschend“ sei das gekommen. Die Vereine werfen der Verwaltung „Alibikommunikation“ vor. Sie seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden und wären bei der Planung nicht beteiligt gewesen.
Das St. Pauli Gelände an der Kollau, wo Jugendmannschaften trainieren, muss vergrößert werden, so die Ansprüche des Deutschen Fußballbundes an den Zweit-Bundesligisten.
Fünf Sportvereine betroffen
Das Bezirksamt, die Finanz- und die Wirtschaftsbehörde haben wohl jahrelang geplant und gerechnet und nun ein großes Hin und Her von Sportplätzen und anderen Flächen angekündigt. Das betrifft folgende Vereine: TSV Stellingen, SV West-Eimsbüttel, HFC FAlke, die Baseballer und Baseballspielerinnen der Hamburg Stealers und die Baseball- und Softball-Spielerinnen und Spieler der ETV Knights.
Vollendete Tatsachen per Zoom
Außerdem das Informatikum der Uni, das aber sowieso in die Eimsbütteler Bundesstraße gezogen wäre, die Daimler AG, die Flächen an der Kollau tauscht und andere Grundstückseigentümber und Behörden, die Grundstücke tauschen, kaufen, in Erbpacht haben und zur Verfügung stellen.
Zur Zeit sieht es noch so aus als würde beim großen Flächen-Monopoly die Hochwasserschutzfläche an der Kollau verkleinert. 2018 waren die schon einmal verkleinert worden.
Fakten – keine Fragen oder Bitten
Laut dem gemeinsamen Statement der Vereine bekamen sie drei Tage vorab eine Einladung zu Videokonferenzen im 20-Minuten-Takt bekommen: Da hätte es von der Verwaltung Fakten gegeben, keine Fragen, keine Bitten. Den Vereinen wurde mitgeteilt, wie der Sportplatztausch ablaufen werde. Fertig.
Kai Wacker, 1. Vorsitzender des TSV Stellingen und Andreas Luderer, 1. Vorsitzender SV West-Eimsbüttel:
„Wir möchten in die Planungen einbezogen und nicht immer vor vollendete Tatsachen gestellt werden!“
Stealers: Planung nicht realistisch
Die Stealers teilen mit, sie hätten Zweifel an den Ankündigungen des Bezirksamts. Sie halten sie für unrealistisch: „Dennoch besteht die größte Sorge in der immensen Unterschätzung des Projektes und in der Beurteilung einer Vergleichbarkeit der Standorte.“ Die Vereine hätten keinerlei Informationen bekommen, keine „Gutachten, Planungen, Kostenschätzungen, Finanzierungen, etc)“. Das Vorgehen der Behörden lasse „sehr an einer realistischen Umsetzbarkeit zweifeln.“
Die Knights, Norddeutschlands ältester Basketball- und Softball-Verein scheinen noch am zufriedensten mit dem verordneten Umzug zu sein. Der Vorsitzende der ETV-Abteilung, Ruben Resech: „Wir erhoffen uns daher, dass die jetzige Situation als Chance genutzt wird.“ Wie die Stealers sollen die Knights von der Kollau nach Stellingen in die Vogt-Kölln-Straße verlegt werden.
Sportverein bangt um Existenz
Timo Oehlenschläger, Präsident des HFC Falke, sieht die Pläne als Gefahr für den Verein: „Die in Aussicht gestellte „Lösung“ am Brummerskamp deckt unsere Anforderungen an Räumlichkeiten für soziale Treffen unserer Mitglieder, einen Ausbau für mindestens 300 Zuschauer sowie eine gute Nahverkehrsanbindung nicht ab.“
Anders sieht die verkündete Planung das Bezirksamt und der Senat. Finanzsenator Andreas Dressel hatte das große Tauschen als „perfektes Passspiel aller Beteiligten gelobt“, auch wenn einige Vereine nun sagen, sie hätten gar nicht mitgespielt.
Gätgens: „Kluge Lösung“
Bezirksamtsleiter Kay Gätgens sieht eine „kluge Lösung für alle Beteiligten“. Weil Eimsbüttel ein „hoch verdichteter Bezirk mit großer Flächenkonkurrenz“ aber ein Bestandsschutz für alle Vereine gelungen sei.
Politischer Protest kam bisher vor allem von den Grünen. Jan Koriath, der für die Partei in der Bezirksversammlung sitzt, sieht „eine Weichenstellung für den kommerziellen Profi-Fußball“ auf Kosten anderer Vereine.
Bezirkspolitik auch ausgedribbelt
Er kritisiert, dass die betroffenen Vereine und die Bezirkspolitik überrascht wurden.
Der Hintergrund des großen Tauschs: Der FC St. Pauli hat an der Kollaustraße drei Trainingsplätze, muss aber, um die Auflagen des Deutschen Fußball-Bundes zu erfüllen, ein größeres Gelände haben. Nun sollen dafür an der Kollaustraße sieben Plätze entstehen. Die Daimler AG, die Nachbar ist, bekommt Ersatzflächen nebenan. Die Stealers und die Knights müssen woanders hinzuziehen.
Hier, dort und überall
Weil das Informatikum der Universität sowieso von Stellingen ins MIN-Forum am Exzellenz-Campus in der Bundesstraße in Rotherbaum umzieht, wird dort Platz frei. Der TSV Stellingen muss Flächen aufgeben, bekommt aber woanders welche zurück.
Gewinner des großen Tausches ist der Stadtteil Eidelstedt: Er bekommt einen neuen Sportplatz am Brummerskamp. Dort war bisher ein Trainingsplatz des FC St. Pauli.