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In der Pflegeeinrichtung Diesterweg Stiftung wird gesungen – für die Gesundheit der Bewohner. Foto: Alexis Milne
Sabine Wirtz (links), Hans-Helmut Decker-Voigt und Kathrin Dobrick in der Pflegeeinrichtung Diesterweg Stiftung. Foto: Alexis Milne
Demenz

Über eine singende Pflegeeinrichtung und wie Musik heilen kann

In der Pflegeeinrichtung „Diesterweg Stiftung“ wird gesungen – für die Gesundheit der Bewohner. Ein Experte erklärt, wie das funktioniert.

Von Alexis Milne

Rund 40 Seniorinnen und Senioren sitzen im Speisesaal der Pflegeeinrichtung Diesterweg Stiftung in Stellingen. Es ist 15 Uhr, doch heute haben sie sich hier nicht für Kaffee und Kuchen getroffen – sondern zum Singen. Einige begleiten den Gesang mit Trommeln oder Rasseln.

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Kathrin Dobrick geht wippend von Tisch zu Tisch, spielt dabei auf ihrer Ukulele und leitet den Gesang an. Sie ist zertifizierte Singleiterin und macht das Seniorenheim im Diesterweg zur ersten singenden Pflegeeinrichtung in Hamburg. An diesem Nachmittag wird das gefeiert. 

Singende Pflegeeinrichtung: Warum Musik guttut

Musik verbindet, sagt die Einrichtungsleiterin des Diesterwegs, Sabine Wirtz, bei der Feier. Auch Menschen mit demenziellen Veränderungen würden sich an Lieder aus ihrer Vergangenheit erinnern – selbst wenn sie bereits viele andere Erinnerungen verloren hätten. Musik und das gemeinsame Singen würden dabei helfen, Brücken zwischen Pflegepersonal, Bewohnerinnen und Bewohnern und ihren Angehörigen zu bauen, so Wirtz.

Vor einiger Zeit habe eine russische Frau im Diesterweg gelebt. Aufgrund einer Demenz habe sie ihre Deutschkenntnisse und Erinnerungen größtenteils verloren. Einmal spielte Wirtz zufällig ein Video vor ihr ab, das aus Russland kam. Die Bewohnerin erkannte das Lied, das in dem Video gesungen wurde – ein beliebtes Geburtstagslied. Den Text konnte sie mitsingen.

Decker-Voigt: Musik begleitet uns schon vor der Geburt

Zur Feier ist auch Hans-Helmut Decker-Voigt gekommen – Botschafter des Vereins Singende Krankenhäuser, bei dem Dobrick zur Singleiterin ausgebildet wurde, und Gründungsdirektor des Instituts für Musiktherapie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Er erklärt, warum Musik nicht nur kulturell, sondern auch gesundheitlich wertvoll sein kann.

Die Grundbausteine der Musik nehmen Menschen früh wahr, sagt Decker-Voigt. Bereits im Mutterbauch. Der Herzschlag der Mutter ist für Föten der erste Rhythmus. Etwa zur selben Zeit sollen sie erstmals Stimmen erkennen und sie sich merken.

Dynamik – in der Musik die Veränderung der Lautstärke – sei nach der Geburt eines der ersten Kommunikationsmittel von Kindern: Sie schreien. Auch Melodien könnten Kinder beherrschen, noch bevor sie ihre ersten Worte sprechen.

Gesang und Erinnerungen

Die Verarbeitung und Verwendung von Lauten sind demnach Grundbausteine für die menschliche Kommunikation – auch im hohen Alter. Menschen seien in der Lage, Personen durch ihre Stimmen, auch an wenigen Worten, wiederzuerkennen. Gerade in einer Pflegeeinrichtung mit Personen, die von Demenz betroffen sind, ist Erinnerung – oder deren Verlust – ein ständiges Thema.

Im Diesterweg leben 100 Menschen in allen Pflegestufen. Viele von ihnen haben Demenzerkrankungen. Teilweise könnten sich die Betroffenen kaum an Gespräche vom Vortag erinnern, so Dobrick. Zwar kann das Singen die Demenz nicht heilen, doch vertraute Lieder anzustimmen helfe, alte Erinnerungen zugänglich zu machen.

Wie Musik auf den Körper wirken kann

Laut Decker-Voigt werde die Musik in der Musiktherapie in zwei Arten unterteilt: ergotrope und trophotrope. Ergotrope Musik sei Musik mit schnellen, klaren Rhythmen – sie belebe. Höre man ergotrope Musik, erhöhe sich der Blutdruck und der Puls. Hörende würden aktiviert, aufgeregt und in Ekstase verleitet. Beispiele dafür seien Marschmusik und elektronische Clubmusik wie Techno.

Trophotrope Musik sei ruhiger, langsamer und habe weniger klar erkennbare Strukturen. Sie könne beruhigen, den Puls und Blutdruck senken und einschläfernd wirken. Darunter fallen unter anderem viele klassische Stücke.

Wenn Musik heilt

Der bewusste Einsatz unterschiedlicher Musik könne sich demnach positiv auf die Gesundheit auswirken: präventiv, als Mittel in einer Therapie, krankheitslindernd oder als Hilfe für den Umgang mit chronischen Krankheiten, so Decker-Voigt.

Im Diesterweg werde das Singen und Musizieren gut angenommen, sagt Dobrick. Es stärke das Gemeinschaftsgefühl der Bewohner und gebe ihnen ein Mittel, sich auszudrücken.


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