Räuber mit Kaffeekanne vertrieben
Mit einer Thermoskanne wehrte eine Spielhallenangestellte einen Räuber ab. „In dem Moment hatte er wahrscheinlich mehr Angst als ich“, erzählt die 33-Jährige den Eimsbütteler Nachrichten. Im Rückblick wundert sie sich über ihren eigenen Mut.
Von Ada von der DeckenWas in der Nacht zum Montag in einer Spielhalle in der Eimsbütteler Chaussee passiert ist, wird Marion G.* erst nach und nach bewusst: Gegen halb zwei Uhr nachts betritt ein mit einem Schal maskierter Mann den Laden.
Er geht zielstrebig auf die Angestellte Marion G. zu, die sich gerade mit einer Kundin an einem Spielautomaten unterhält. Die beiden Frauen sind die letzten in der Spielhalle an dem Abend.
Der Maskierte schreit, dass er das Geld aus der Kasse wolle, und fuchtelt dabei mit einem Messer mit einer breiten Klinge herum.
Die Angestellte wehrt sich
Aber die 33-Jährige tut nicht, was der Räuber verlangt, sondern greift sich dessen Tasche und schlägt damit auf ihn ein. „Er war so laut und aggressiv, das hat mich so wütend gemacht, dass ich überhaupt keine Angst mehr hatte“, erklärt sie sich ihren Mut rückblickend. Sie reißt ihm auch den Schal herunter und warnt ihn, dass sie jetzt sein Gesicht kenne und er besser verschwinden solle. Doch der Täter drängt Marion G. in Richtung Tresen, wo sie die Kasse leeren soll.
Dort sucht die Angestellte nach etwas, um sich gegen den Angreifer zu verteidigen. „Schlimmer kann es jetzt kaum noch werden“, denkt sie sich und bewaffnet sich mit einer großen Kaffeekanne aus Edelstahl. Der Täter schnappt sich ihr Handy und ergreift die Flucht. Marion G. drückt den Notrufknopf unter dem Tresen, der die Polizei alarmiert.
Sich freinehmen kam nicht in Frage
„In dem Moment hatte er wahrscheinlich mehr Angst als ich“, sagt sie rückblickend. Als die Polizei eintrifft, kann die 33-Jährige kaum die Anzeige unterschreiben, so stark zittern ihre Hände. Sich ein paar Tage freizunehmen, darüber habe sie aber nur ganz kurz nachgedacht und die Idee schnell verworfen. Den Vorfall will sie lieber sofort wieder vergessen. Als Heldin fühle sie sich auch nicht, ein Foto in selbstbewusster Pose wäre ihr unangenehm.
Als sie die Aufzeichnungen der Überwachungskameras sieht, wundert sie sich selbst über ihr Verhalten. Auch ihre Kollegen hätten zu ihr gesagt, dass sie sie eher als ruhig und schüchtern kennengelernt hätten. „Es hätte auch schlimmer ausgehen können, es war eine unberechenbare Situation“, dessen ist sich die Angestellte heute bewusst. Beim nächsten Mal würde sie wohl zwei Mal überlegen, was sie tut.
*Name von der Redaktion geändert