„Oben ohne“ für alle: SPD Eimsbüttel will Gleichberechtigung im Schwimmbad
Geht es nach der SPD, sollen in Eimsbütteler Schwimmbädern bald auch Frauen und nichtbinäre Personen oberkörperfrei schwimmen dürfen.
Von Alana TongersSind alle Brüste gleich? Zumindest nicht im Schwimmbad – dort ist es in den meisten Fällen Männern vorbehalten, mit unbedeckter, flacher Brust zu schwimmen. Das möchte die SPD Eimsbüttel ändern. Mit einem Antrag in der Bezirksversammlung will die Fraktion erreichen, dass alle, die möchten, im Schwimmbad das Oberteil weglassen können.
„Diskriminierung hat keinen Platz in Eimsbüttel“
„Dass im Jahr 2022 solche Unterschiede zwischen den Geschlechtern gemacht werden, ist nicht mehr zeitgemäß“, so Paulina Reineke-Rügge von der SPD in einer Pressemitteilung von Sonntag.
„Für uns ist klar, dass diskriminierende Kleidervorschriften in Eimsbüttel keinen Platz haben.“ Wer wolle, soll im Schwimmbad mit freiem Oberkörper unterwegs sein dürfen.
SPD braucht Unterstützung
Die Regelung solle aber auch zu mehr Klarheit führen. Zum Beispiel dann, wenn in den Badeordnungen von „angemessener Kleidung“ die Rede ist. Das lasse viel Interpretationsspielraum. „Oben ohne für alle“ soll zu einer eindeutigen und zeitgemäßen Regel werden.
Am Donnerstag, 30. Juni, wird in der Bezirksversammlung über den Antrag abgestimmt. Dort ist die SPD auf Unterstützung angewiesen – zum Beispiel durch die Grünen, die dort die meisten Stimmen halten. Sollte der Antrag Erfolg haben, soll sich eine Fachbehörde dafür einsetzen, dass im Sinne der Gleichberechtigung auch Frauen und nichtbinäre Personen mit freier Brust baden dürfen.
Das stelle sie sich unbürokratisch vor: Zum Beispiel könnte die Badeordnung in Schwimmbädern angepasst werden. „Für Betroffene ist es wichtig, zu wissen, dass man oben ohne nicht aus dem Schwimmbad geworfen wird“, so Reineke-Rügge. Und zwar nicht nur in Eimsbütteler Schwimmbädern, sondern wenn möglich in ganz Hamburg.
„Oben ohne“: Diskussion auch anderswo in Deutschland
Anstoß zum Antrag hatte die Diskussion um einen Vorfall in Göttingen gegeben: Dort war eine Person mit unbedeckter Brust aus dem Schwimmbad verwiesen worden. Sie gab an, sich nicht als Frau zu identifizieren, das Schwimmbad ordnete das Ganze als Verstoß gegen die Badeordnung ein.
Das führte zu Diskussionen in der Kommunalpolitik – mit dem Ergebnis: Auch Frauen und nichtbinäre Menschen dürfen in Göttinger Schwimmbädern nun oberkörperfrei schwimmen. Wenn auch nur am Wochenende und in einer Testphase bis 31. August.
Sexualisierung der weiblichen Brust
Aus diesem und ähnlichen Vorfällen ist die Initiative „Gleiche Brust für alle“ hervorgegangen, die sich unter anderem mit einer Petition dafür einsetzt, dass sich alle Personen, unabhängig ihres Geschlechts, mit freier Brust bewegen dürfen. Zumindest dort, wo es Männern mit flacher Brust auch erlaubt ist.
Damit protestiert die Bewegung gegen die Sexualisierung der weiblichen Brust. „Das Erste, was die meisten Kinder sehen, ist eine Brust“, schreibt die Initiative dazu. „Wie kann es dann sein, dass diese in der Öffentlichkeit als nicht-jugendfrei, als per se sexualisiert, wahrgenommen wird?“