Mit Nudelsieb im Wunderland
Unsere Autorin Anna Heidelberg-Stein hat vergangenen Sommer ihr erstes Kind bekommen. In ihrer Kolumne “Mom’sBüttel” hält sie Momente fest, die sie wegen Stilldemenz womöglich bald wieder vergessen hat – zum Beispiel wunderliche Begegnungen mit Kochtöpfen.
Von Anna Heidelberg-SteinGestern kam mir eine Frau mit Nudelsieb auf dem Kopf entgegen. „Ich warne Sie vor – eines dieser Kinder wird gleich Ihr Baby fotografieren wollen“, flüsterte sie. Hinter ihr drängte sich ein Haufen Grundschüler mit Tüten, Töpfen, Tüchern auf dem Haupt. „Wir suchen Wunder“, erklärten die Wunderlichen.
„Wieso habt ihr dabei so lustige Sachen auf dem Kopf?“, fragte ich erstaunt. Ein Mädchen, das kaum durch das Loch einer riesigen Papiertüte linsen konnte, erklärte: „Weil man mehr Wundern begegnet, wenn man selber wunderlich aussieht.“ Sie zückte eine Fotokamera und begutachtete mein Kind, als hätte sie zuvor noch nie eines gesehen.
„Welche Wunder habt ihr denn schon gefunden?“, hakte ich nach. Ein Kochtopf zählte auf: „Einen alten Mann. Eine Pusteblume.“ Er überlegte angestrengt, dann lächelte er glücklich: „Ihr Baby.“