Knigge hat versagt
Unsere Autorin Anna Heidelberg-Stein erwartet ihr erstes Kind. Schon in der Schwangerschaft (über-)fordert sie einiges. In ihrer Mutter-Kolumne “Mom’sBüttel” hält sie all das fest, was sie wegen Schwangerschaftsdemenz womöglich bald wieder vergessen hat – zum Beispiel den unerfüllten Wunsch nach Extrawürsten.
Von Anna Heidelberg-Stein
Ihr fiesen Deutschen. Seit ich unübersehbar schwanger bin, hoffe ich auf Extrawürste: an der Supermarktkasse, im Bus, auf der öffentlichen Toilette. Aber zu meiner Überraschung tut mir kaum jemand den Gefallen und lässt mich vor, macht Platz, hält die Tür auf.
Ich muss ja nicht so viel Aufmerksamkeit wie die Königskugel bekommen. Was manche Medien da recherchiert haben: Das ok-Magazin behauptet, William nennt Kate seit der Schwangerschaft Hamsterbacke. Die BILD schreibt, dass unter den Vorfahren des Babys Dracula, François Mitterrand und ein Englisch-Lehrer Goethes sein sollen. Und der Focus stellt einen Tag nach der Entbindung erstaunt fest: „Noch sieht Kate aus wie schwanger.“
Über meine Figur verkneift euch gern jeden Kommentar. Meine Spitznamen lasst auch raus aus der Sache. Aber wieso kennen viele Deutsche gegenüber Schwangeren keine Gesten der Höflichkeit? Gestern habe ich mich richtig erschreckt. Ich will grad mein Rad über den Doormannsweg schieben, da fahre ich zusammen: Ein Auto bremst. Für mich.