
Kiosk in der Bismarckstraße: Beliebtes Ehepaar hört auf
Seit 10 Jahren betreibt das Ehepaar Diep einen Kiosk in der Bismarckstraße. Jetzt müssen sie schließen – ohne einen Plan, wie es weitergehen soll.
Von Ella SchinkelIn der Nachbarschaft werden sie viele vermissen: Das Ehepaar Diep führt seit 10 Jahren einen Kiosk in der Bismarckstraße 88, nun müssen sie aufhören. Ihr Mietvertrag wurde nicht verlängert, berichten sie. Finanzielle Mittel, um einen neuen Kiosk zu eröffnen, haben sie nach eigenen Angaben nicht.
Deutschland als zweite Heimat
Mai Diep und seine Ehefrau My kamen 1989 aus dem Vietnam nach Hamburg. My Diep erinnert sich im Gespräch mit den Eimsbütteler Nachrichten an ihre Anfänge in der neuen Heimat. Vor allem der Einstieg in die Arbeitswelt sei schwer gewesen, erzählt sie. Ihre erste Anstellung fand sie in einer Bäckerei. Dort habe sie Nachtschichten übernommen. Kurze Zeit später eröffnete das Ehepaar ein gemeinsames Restaurant in Jenfeld.
Die Arbeit im Restaurant machte beiden zwar Spaß, die körperliche Belastung sei für Mai Diep jedoch irgendwann nicht mehr möglich gewesen. Er ist zu 80 Prozent schwerbehindert.
Nach acht Jahren, als sich eine neue Gelegenheit eröffnete, schlossen sie ihr Restaurant: 2015 übernahmen sie den Kiosk in der Bismarckstraße, die Vorbesitzer gingen damals in Rente.
Ein Kiosk als Herzensprojekt
In ihren Kiosk in der Bismarckstraße habe das Ehepaar viel Zeit und Liebe gesteckt, erzählt My Diep. Beide kämen jeden Tag gerne nach Eimsbüttel. Auch wenn es mal anstrengend wurde, denn My hat noch einen Nebenjob. „Ich mache wie ich kann, und alles mit Herz“, sagt sie. Und das kam an. Viele Nachbarn entwickelten sich zu Stammkunden.
Dass das Ehepaar nun gehen muss, beschäftigt die Nachbarn und Kunden. „Mai und sein Kiosk sind ein fester Bestandteil in der Nachbarschaft“, erzählt der Inhaber eines benachbarten Cafés. Selten habe er einen so netten Menschen kennengelernt. Auch die Inhaberin des Blumenladens von nebenan bedauere die Schließung. Sie hat eine Spendenbox für ihre Nachbarn im Laden aufgestellt.
Das Ehepaar selbst erzählt, Kunden hätten berichtet, für sie kämpfen und einen möglichen neuen Kiosk in den Räumen boykottieren zu wollen. Doch das möchten die Dieps nicht. „Wir sind alle Menschen“, sagt My Diep. Sie möchte keinen Streit mit dem Vermieter oder den neuen Besitzern, der Kontakt sei immer freundlich gewesen. Lieber wäre es ihr, den Abschied mit allen zu feiern und gemeinsam zu überlegen, wie es für sie und ihren Mann in Zukunft weitergehen kann.

Das Paar blickt in eine ungewisse Zukunft
Am 31. März müssen sie den Schlüssel für den Kiosk abgeben. Hilfe beim Ausräumen des Kiosks bekomme My Diep von ihren Nachbarn, ihr Mann könne aufgrund seiner Behinderung nicht mit anpacken.
Einen neuen Kiosk zu eröffnen, komme für die beiden nicht infrage. Dafür reiche das Geld nicht, sagt My. Ihre Ersparnisse hätten sie in den jetzigen Kiosk gesteckt, dafür auch einen Kredit bei der Bank aufgenommen. Die Raten seien noch nicht vollständig abgezahlt. Mai Diep geht in zwei Jahren in vorzeitige Rente, seine Frau sucht nun nach einer neuen Anstellung. Gerne unterstütze sie die neuen Besitzer beim Übergang, sagt sie. „Alles so, wie ich kann.“

Nachbarn zufolge soll der Kiosk verkauft worden sein – angeblich an den Eigentümer eines nahegelegenen Kiosks. Dies ließ sich bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels jedoch nicht bestätigen.
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