Hamburger Kammerspiele: Ein „Kracher“ und zwei Coups im neuen Spielplan
Die Hamburger Kammerspiele haben das Programm der neuen Spielzeit 2023/24 vorgestellt. Was die Zuschauer erwartet.
Von Christiane TauerDie vergangene Spielzeit war durchwachsen. Zwar erholten sich die Zuschauerzahlen nach Corona allmählich. Dennoch liege eine schwierige Saison hinter den Hamburger Kammerspielen, so Intendant Axel Schneider. Die positive Entwicklung habe sich nur punktuell gezeigt.
Kammerspiele: relevant und unterhaltsam
Jetzt richten er und sein Team den Blick auf die neue Spielzeit 2023/24. Man wolle relevante Stücke zeigen und gut unterhalten, stellte Schneider den Anspruch der Kammerspiele heraus.
Um das Programm vorzustellen, hatte er zusammen mit der Leitenden Dramaturgin Anja Del Caro und dem künstlerischen Leiter Sewan Latchinian in das Haus an der Hartungstraße geladen.
Neue Spielzeit startet im September
Den Anfang macht am 7. September die Uraufführung von „Was war und was wird“ von Sarah Nemitz und Lutz Hübner. In der „Komödie über den Ernst des Lebens“ – so die Beschreibung – geht es um ein Ehepaar, dessen Kinder fast aus dem Haus sind und das nun auf sein Leben zurückblickt.
Sewan Latchinian, der für Regie und Bühne verantwortlich zeichnet, stuft das Stück als „kleinen Coup“ der Kammerspiele ein. „Es ist eine hochberührende und existenzielle Geschichte.“ Nemitz und Hübner haben das Stück extra für die Hamburger Kammerspiele verfasst. Die Besetzung der Rollen wird aktuell noch zusammengestellt.
„Ein Deutsches Leben“ und „Kitzeleien“
Am 27. September folgt die Premiere von „Ein Deutsches Leben“. Das Solostück mit Brigitte Grothum in der Hauptrolle basiert auf einem Interview mit Brunhilde Pomsel, der Sekretärin von Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels.
Weiter geht es mit „Kitzeleien – der Tanz der Wut“, das am 12. Oktober Premiere feiert. Drei Wochen lang wird das Stück, das Theater und Tanz auf ungewöhnliche Weise miteinander verbindet, an den Kammerspielen zu sehen sein. „Weil wir so sehr davon überzeugt sind“, so Schneider.
Inhaltlich geht es um die achtjährige Odette, die von einem Freund der Familie sexuell missbraucht wird. Im Tanz findet sie Zuflucht – immer dann, wenn Worte nicht mehr ausreichen.
Auch Klassiker im Programm
„Der Theatermacher“ ist ab dem 19. November zu sehen. Unter der Regie von Axel Schneider spielt Volksschauspieler Peter Bause den ehemaligen Staatsschauspieler Bruscon, der im Gasthof „Schwarzer Hirsch“ in Utzbach seine Weltkomödie probt. Die Vorstellungen laufen bis zum 26. Dezember und bilden zusammen mit dem Kinderstück „Die Drei ??? Kids – Der singende Geist“, das vom 29. November bis 23. Dezember läuft, den Abschluss des Jahres.
Den Auftakt in 2024 bildet die Wiederentdeckung eines Klassikers – „Der Preis“ von Arthur Miller. Das Stück ist ab dem 7. Januar zu sehen.
„Prima Facie“ ist der „Kracher“
Den absoluten „Kracher“ der Spielzeit, wie es Anja Del Caro ausdrückte, können die Zuschauerinnen und Zuschauer ab dem 15. Februar erleben. Der Titel: „Prima Facie“. Die Autorin Suzie Miller erzählt darin die Geschichte der Staranwältin Tessa, die erfolgreich Männer verteidigt, die wegen sexueller Übergriffe vor Gericht stehen. Als sie nach einer Nacht mit einem Kollegen selbst in die Situation gerät, die sie bisher nur aus dem Gerichtssaal kannte, sieht sie die Seite der Opfer mit anderen Augen.
Dass das Stück – nach dem Deutschen Theater in Berlin – nun auch an den Kammerspielen zu sehen sein wird, bezeichnet Anja Del Caro als „Riesen-Coup“. „Der Text ist so stark und faszinierend.“
Für die Hauptrolle sei man mit Julia Koschitz im Gespräch. Da die Schauspielerin sehr gefragt ist und viel dreht, erwägen die Kammerspiele, die Premiere unter Umständen für sie zu verschieben.
„Ich bin dein Mensch“ von Maria Schrader
Am Ende der Spielzeit stehen die Stücke „Fräulein Julie“ und die Uraufführung „Ich bin dein Mensch“. Letzteres ist die Theaterinszenierung des gleichnamigen Films von Maria Schrader und Jan Schomburg. Darin geht es um Alma, die an einer Studie teilnimmt, bei der sie drei Wochen mit dem humanoiden Roboter Tom zusammenleben muss. Am Ende stellt sie sich die Frage: Empfindet sie tatsächlich Liebe für Tom?
Auch diverse Wiederaufnahmen bereits gespielter Stücke stehen an: „Der Ghetto Swinger“ oder „Alice – Spiel um dein Leben“. „Das sind die Stücke, die wir einfach nochmal bringen mussten“, sagte Anja Del Caro.
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