Neue Gedenktafel für jüdische Sportler an der Kollaustraße: „Kein Vergeben, kein Vergessen“
Eine neue Gedenktafel am Trainingsgelände des FC St. Pauli in Niendorf erinnert an die Geschichte jüdischer Sportlerinnen und Sportler.
Von Michael BurkhardtDer FC St. Pauli hat vergangenen Sonntag auf dem Gelände seines Trainingszentrums an der Kollaustraße in Niendorf eine Gedenktafel eingeweiht. Sie erinnert an die Nutzung des Geländes, durch den jüdischen Sportverein Sportgruppe Schild während des Nationalsozialismus.
Der Sportverein will damit nach eigenen Angaben an die Geschichte der Juden in Hamburg erinnern und mahnen, wohin Antisemitismus führen kann – zur Vernichtung von Menschen. Die Gedenktafel steht für alle Besucher sichtbar am Eingang des Trainingsgeländes.
Trotz Ausgrenzung: Sport als sozialer Kitt
Im Zuge der Machtübernahme der Nationalsozialisten schlossen paritätische Sportvereine ihre jüdischen Mitglieder aus. Viele Jüdinnen und Juden schlossen sich daraufhin in jüdischen Sportvereinen zusammen.
Einer davon war die 1933 unter dem Dach des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten gegründete Sportgruppe Schild. 1934 pachtete sie das rund 2.000 Quadratmeter große Gelände an der Kollaustraße und baute dort in Eigenarbeit ein Fußballfeld.
Sport war für die jüdische Gemeinschaft so etwas wie der soziale Kitt, sagt der Sporthistoriker Lorenz Pfeiffer. Diese gesellschaftliche Bedeutung spiegelte sich auch in der Popularität der jüdischen Vereine wider: Die Sportgruppe Schild zählte in der Spitze rund 1.200 jüdische Mitglieder.
Die Situation änderte sich mit den Novemberpogromen, als die Nationalsozialisten die jüdische Sportbewegung zerschlugen.
Aufarbeitung noch nicht abgeschlossen
Die Gedenktafel geht auf die Arbeit des FC St. Pauli Museums zurück. Im Jahr 2023 widmete es dem jüdischen Arzt und Fußballer Max Kulik eine Sonderausstellung. Da Kulik nicht nur am Millerntor, sondern als Mitglied der Sportgruppe Schild auch an der Kollaustraße spielte, rückte die Geschichte des Trainingsplatzes wieder in den Fokus der Öffentlichkeit.
Die historische Aufarbeitung sei noch nicht abgeschlossen, erklärte Christopher Radke vom FC St. Pauli Museum auf Anfrage der Eimsbütteler Nachrichten. Derzeit werde recherchiert, an wen das Gelände nach der Enteignung der Sportgruppe Schild 1938 ging und wie es während des Krieges genutzt wurde.
Für 2025 sei zudem eine Sonderausstellung zur Geschichte der jüdischen Mitglieder des Fußballclubs und des St. Pauli Turnvereines geplant. In diesem Rahmen könnte auch die Geschichte des Trainingsgeländes an der Kollaustraße in Form einer Sonderausstellung aufgegriffen werden.
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