
Beiersdorf stoppt Bau von Wohnquartier – Bezirkspolitiker spricht von Katastrophe
Die Planungen für das Beiersdorf-Quartier mit rund 800 Wohnungen liegen auf Eis. Wie Bezirkspolitiker aus Eimsbüttel darauf reagieren.
Von Alexis MilneBis 2030 wollte der Beiersdorf-Konzern an der Unnastraße ein neues Wohnquartier errichten. 800 Wohnungen sollten auf dem ehemaligen Firmengelände entstehen, doch nun liegt das Projekt auf Eis.
Die Pläne müssten erneut überprüft werden, heißt es von Beiersdorf. Grund dafür seien die veränderten Rahmenbedingungen auf dem Bau-, Immobilien- und Kapitalmarkt. Aktuell stehen die Gebäude, in denen früher die Büros von Beiersdorf untergebracht waren und die für das Quartier abgerissen werden sollten, größtenteils leer. Einige Bereiche würden als Unterkunft für Geflüchtete und als Archivräume für Beiersdorf genutzt, so eine Pressesprecherin.
Die Fraktionen der demokratischen Parteien in der Bezirksversammlung sind sich auf Anfrage der Eimsbütteler Nachrichten einig: Das Projekt muss so schnell wie möglich fortgesetzt werden.
Eimsbütteler haben Konzept für Beiersdorf-Quartier mitgestaltet
Dass die Planungen für das Quartier auf Eis liegen, kam nicht für alle überraschend. Ali Mir Agha von den Grünen habe die Pausierung bereits kommen sehen – zumal viele andere große Bauprojekte ähnliche Probleme hätten. Er betont, es sei jetzt dennoch wichtig, an den Ergebnissen des Beteiligungsverfahrens festzuhalten.
Die Planungen für das Quartier hatten 2018 begonnen. In den darauffolgenden Jahren fanden mehrere Informationsveranstaltungen und Bürgerwerkstätten zur Konzeptentwicklung statt.
SPD: Umsetzen statt Spekulieren
Auch Rüdiger Kuhn von der CDU habe mit der aktuellen Entwicklung des Bauprojekts gerechnet, sagt er gegenüber den Eimsbütteler Nachrichten. Schon vor einem Jahr habe es Gerüchte über einen Baustopp gegeben. Er bezeichnet die Situation als „Katastrophe“, da der Wohnraum in Eimsbüttel ohnehin knapp sei. Die Bezirkspolitik sei aber nur „Zuschauer” und könne nicht aktiv eingreifen.
Die SPD-Fraktion bedauert die aktuelle Entwicklung. Das Beiersdorf-Quartier biete eine „einmalige Chance“, zentral in Eimsbüttel Wohnraum zu schaffen, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Gabor Gottlieb. Es sei wichtig, dass die Planungen am Ende auch tatsächlich umgesetzt würden und nicht auf reine Werterhöhung spekuliert werde.
Volt kritisiert Konzern
Marian Langbehn von der FDP verweist auf die „soziale Verantwortung“ des Konzerns. Er begrüße zwar die derzeitige Zwischennutzung, die Planung müsse aber so schnell wie möglich fortgesetzt werden.
Sören Horn von Volt erklärt, dass seine Fraktion die von Beiersdorf genannten Gründe für die Verzögerung nicht für ausreichend halte. Es müsse transparent gemacht werden, warum die nachträgliche Überprüfung stattfinde. Außerdem müssten zeitnah Maßnahmen ergriffen werden, um einen vollständigen Baustopp zu verhindern. Denn: Das Beiersdorf-Quartier sei eigentlich ein „Vorzeige-Projekt für sozial nachhaltigen Wohnungsbau”.
Linke: Nicht auf private Akteure setzen
Anders sieht das Mikey Kleinert von den Linken. Laut ihm sei das geplante Quartier nie ein Wunschprojekt seiner Fraktion gewesen. Mit dem Verzicht auf Sozialwohnungsbau und das neue Planrecht seien Bezirk und Stadt dem Konzern erheblich entgegengekommen.
Dennoch sagt auch Kleinert: Das Quartier hätte einen Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot leisten können. Ein Umdenken in der Wohnungspolitik sei dringend notwendig. „Statt auf private Akteure zu setzen, deren Projekte immer Gewinne erzielen sollen, müssen städtische Player gestärkt werden, die bezahlbaren Wohnraum umsetzen können und wollen.”
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