Trauer um Lupo
Unsere Autorin Anna Heidelberg-Stein erwartet ihr erstes Kind. Schon in der Schwangerschaft (über-)fordert sie einiges. In ihrer Mutter-Kolumne “Mom’sBüttel” hält sie Momente fest, die sie wegen Schwangerschaftsdemenz womöglich bald wieder vergessen hat – zum Beispiel die Trennung von ihrem VW Lupo.
Von Anna Heidelberg-SteinDass ich heule, ist in der Schwangerschaft nicht verwunderlich. Aber der Grund: ein Auto. Gerade habe ich meinen Lupo verkauft. Das Herz krampft, die Nase brennt, die Augen schwimmen. Drei Jahre bin ich mein erstes Auto gefahren. Es bedeutete Freiheit, Unabhängigkeit. Ja, es war Freundschaft.
Auf der Fruchtallee habe ich ihm ein letztes Mal nachgeblickt, wie er über die Ampel schoss, in eine appetitliche Zukunft: Meine schwarze Kanone wird in Mecklenburg Vorpommern Pizzen ausliefern. Das kann der Kleine besser, als einen auf Babyflitzer machen. In den Kofferraum passt kein Kinderwagen. Die Rückbank ist nur über Verrenkungen erreichbar. Und aus den Stoffbezügen kriegt man Babykotze nie wieder raus. Trotzdem: Lupo war der Beste.
Deshalb heule ich. Mit einigen Minuten Abstand betrachtet ist der Grund gar nicht so unzulänglich. Schließlich fließen die Tränen seit Beginn der Schwangerschaft aus nichtigeren Anlässen. Verbotene Liebe: Die superblonde Jessica wird Mutter. Küchenchaos: Ein Teller fällt runter, geht nicht mal kaputt.
Nein, Lupo, unser Abschied ist jede Träne wert.